Virtuelles Verschickungsheim

360° - Erfahrung

Die Kinderverschickung, eine bis in die 1980er-Jahre verbreitete Praxis in Deutschland, prägte das Leben hunderttausender Kinder auf schmerzhafte Weise. Was als gesundheitliche Maßnahme begann, verwandelte sich für viele in wochenlange Isolation, strenge Erziehung und emotionale Belastung. Um dieses wenig bekannte Kapitel der deutschen Geschichte zugänglich zu machen, wurde im Rahmen des Projekts „Digitale Erinnerungsräume“ eine 360°-Ausstellung entwickelt.

Verschickung im Fokus

Besucher:innen haben die Möglichkeit, virtuell in ein fiktives Kurheim der 1960er-Jahre einzutauchen. Dieses besteht aus drei begehbaren Räumen: Einem Eingangsbereich, einem Speisesaal und einem Schlafsaal. In diesem interaktiven Raum greifen Objekte persönliche Geschichten der Betroffenen auf und verbinden sie mit geschichtlichen Hintergründen. Alle Inhalte wurden in enger Zusammenarbeit mit Zeitzeuginnen entwickelt, um eine authentische und respektvolle Darstellung zu gewährleisten.

Eine besondere Herausforderungen des Projektes war der Umgang mit den sensiblen und oft belastenden Inhalten der Kinderverschickung. Die Zusammenarbeit mit Zeitzeug:innen, die ihre persönlichen Geschichten in Interviews teilten, erforderte viel Feingefühl. Bei der Umsetzung unserer Idee verspürten wir eine große Verantwortung, die Erlebnisse respektvoll darzustellen und gleichzeitig die emotionalen Belastungen der Nutzer:innen zu berücksichtigen.

Durch die Ausstellung soll Bewusstsein für die Kinderverschickung geschafften und deren Auswirkungen greifbar gemacht werden. Sie richtet sich an die breite Öffentlichkeit, um Wissen zu vermitteln und Diskussionen anzuregen, und bietet gleichzeitig Betroffenen einen Raum zur Reflexion. Das Projekt zeigt, wie digitale Technologien genutzt werden können, um sensible historische Themen emotional und interaktiv aufzubereiten.

Erinnerungen an die Kinderverschickung

Dieses virtuelle Kurheim enstand auf Basis persönlicher Erinnerungen verschiedener Betroffener. Durch ein eigenständiges Erkunden der Einrichtung, kann ein Eindruck von den Erfahrungen damaliger Verschickungskinder gewonnen werden.

Triggerwarnung: Die Ausstellung enthält explizite Schilderungen von körperlicher und seelischer Gewalt.

Virtuelles Verschickungsheim

Optische Umsetzung

Meine Aufgabe in diesem Projekt war es, die aufbereiteten Inhalte mit den grafischen Elementen der virtuellen Ausstellung zu verbinden und die Geschichten der Zeitzeug:innen erlebbar zu machen. Dabei entwickelte ich das visuelle Konzept, einschließlich Farbschema und Typografie. Außerdem setzte ich die Ausstellung technisch um. Besonders wichtig war es mit bei diesem Projekt, Aufmerksamkeit für die Verschickung zu schaffen und mithilfe der persönlichen Geschichten nicht nur zu informieren, sondern auch emotional zu berühren.